Wann ist „zu früh“, wann ist „zu spät“?
Die Entscheidung, wann man sein Unternehmen übergeben sollte, ist oft schwieriger als gedacht. Viele Unternehmer:innen schieben diesen Schritt hinaus – aus Unsicherheit, aus emotionaler Bindung oder weil „es gerade nicht passt“. Doch was, wenn es dann zu spät ist? Oder vielleicht zu früh?
Zu früh? Oder genau richtig?
Frühzeitig an die Nachfolge zu denken, heißt nicht, sofort loszulassen. Es bedeutet vielmehr, den Prozess strategisch zu beginnen. Wer fünf bis zehn Jahre vor dem geplanten Rückzug mit der Planung startet, hat die besten Karten.
Ein früher Start bringt viele Vorteile:
- Mehr Auswahl bei potenziellen Nachfolger:innen
- Zeit für die Einarbeitung und einen sanften Rollenübergang
- Optimierungspotenzial in steuerlicher und rechtlicher Hinsicht
- Emotionale Vorbereitung – für alle Beteiligten
Zu früh ist es nur dann, wenn du selbst noch gar nicht bereit bist, den ersten Schritt zu gehen oder das Unternehmen strategisch zu entwickeln, um es übergabefähig zu machen.
Zu spät? Die Folgen des Zögerns
Viele Betriebsübergeber:innen merken erst sehr spät, dass sie den Absprung verpasst haben. Typische Anzeichen dafür:
- „Die eigene Gesundheit lässt nach, Entscheidungen werden mühsamer.
- Es gibt keinen klaren Plan oder keine geeignete Nachfolge.
- Mitarbeitende oder Familienmitglieder wirken ungeduldig oder verunsichert.
- Der Wert des Unternehmens beginnt zu sinken – oft unbemerkt.
Zu spät zu kommen, kostet Vertrauen, Wert und Handlungsspielraum. Dann kann aus einer würdevollen Übergabe ein Notverkauf werden.
Was ist also der richtige Zeitpunkt?
Die Antwort liegt nicht in einem festen Alter oder einem starren Zeitplan, sondern in einer Kombination aus:
- Innerer Bereitschaft
- Strategischer Klarheit
- Unternehmerischer Weitsicht
Fazit: „Zu früh“ ist fast nie wirklich zu früh – aber „zu spät“ kann existenzbedrohend sein. Wer seine Nachfolge langfristig denkt, gewinnt: an Kontrolle, an Sicherheit und an Ruhe im Kopf.
Plane heute, um morgen mit gutem Gefühl loslassen zu können.
Ihr
Dr. Thomas Reischauer, MBA
E-Mail: thomas@reischauer.at
Nachfolgeexperte, Unternehmensberater & gerichtlich zertifizierter Sachverständiger


